Schon zu Beginn des Gedankens, einmal ein skandinavisches Holzhaus mit Holzfassade zu bauen, ging es um die Frage der richtigen Farbwahl. In unserer zukünftigen Nachbarschaft stehen nämlich schon einige Holzhäuser mit unterschiedlichen Farbtypen (und Farbtönen). Wir waren uns einig keine „Plastikfarbe“ an unserer Fassade haben zu wollen. Mit Plastikfarbe meine ich Farbe auf Acrylbasis, da diese sich mehr auf das Holz legt als in es einzudringen. Das hat zur Folge, dass bei Rissbildung Feuchtigkeit (dann ungeschützt) ans Holz gelangen kann, was zu einer schnelleren Verwitterung des Holzes führt (auch wenn die Kunstharze [Alkyde] in der Farbe für eine gewisse Elastizität sorgen sollen).
Vor Beginn des Hausbaus hatten wir gefragt wie die Bretter bei Akost geliefert werden. Wir hatten es so verstanden, dass sie imprägniert seien. Jedoch stellten wir beim Bau und nun nach Erhalt der Datenblätter fest, dass sie mit einer Farbe auf Alkyd-Acrylbasis vorbehandelt sind. Das ist die weiße Farbe auf den Brettern. Die Farbwahl für den Fassadenendanstrich wird aufgrund dieser Vorbehandlung eingegrenzt; schade eigentlich (imprägnieren wäre netter für die Bauherren, aber der Alkyd-Acrylanstrich ist einfach und schnell für die Baufirma bzw. den Holzlieferanten).
Die meisten Bauherren von Akost verwenden Tjæralin für ihre Fassade. Aber ist diese tasächlich mit dem Voranstrich kompartibel? Ich telefonierte mit Herrn Schöbel, der Tjæralins Handelsvertreter in Deutschland ist. Auch telefonierte ich mit dem Schwedischen Farbenhandel (fast unsere zukünftigen Nachbarn), die eine tolle Beratung haben sollen. Die Aussagen wiedersprachen sich in einigen Punkten, wie Vor- und Nachteilen der jeweiligen Farben, und wir waren weiter ratlos.
Also machten wir uns auf zu eigenen Recherchen, wälzten u.a. mit unserem gebrochenen Norwegisch die norwegische Homepage von Tjæralin, guckten uns Technische und Sicherheit-Datenblätter an und ich telefonierte noch ein weiteres Mal zu dem Thema mit unserem Hausverkäufer, Christian Dalle, der ja auch schon jahrelange und mehrfache Erfahrung mit Holzfassaden gemacht hat.
Dass uns vom Schwedischen Farbenhandel wegen der Vorbehandlung SOLID V bzw. TITAN V empfohlen wurde ist nicht falsch, da es genau wie der Voranstrich auf Alkyd-Acrylbasis beruht (da kann man aber auch andere zahlreiche Farbenfirmen wie die norwegische Firma Jotun finden). Nur tun wir uns mit dem Acryl in der Farbe schwer und möchten dies möglichst vermeiden. (Das ist hier philosophischer Natur, prinzipiell sind Acryl-Farben nichts schlechtes.) Auch wurde uns ein Acrylat empfohlen, aber das wäre ja die reine „Plastikfarbe“, also so gar nicht in unserem Sinne.
Wir hörten dagegen mehrfach, dass Tjæralin ein Naturprodukt sei und deshalb so schädlich wie ein Spaziergang durch den Wald. Dem ist tatsächlich nicht so!
Tjæralin beinhaltet laut dem Sicherheitsdatenblatt gefährliche Stoffe in gar nicht so geringer Menge, darunter auch welche, die im Verdacht stehen krebserregend zu sein. Das muss kein Hindernis sein, sie jedoch als ungiftig zu bezeichnen ist auch falsch. Bei Tjæralin handelt es sich um eine Ölfarbe, die zum Trocknen Lösemittel enthalten muss. Im Gegensatz dazu sind Acryl-Alkyd-Farben auf Wasserbasis.
Auf der anderen Seite sind die Naturprodukte Kiefernharzdestillat und Leinöl neben Alkydölen und Bioziden die Hauptbestandteile. Tjæralin beinhaltet damit Urprodukte des Holzschutzes, was uns zusagt wie auch dass Tjæralin aus Norwegen stammt. Der Trockenanteil, also das was nicht abdampft, beträgt bei Tjæralin wohl 70%, ein sehr hoher Wert. Und zu Guter Letzt fanden wir heraus, dass Tjæralin laut eigener Aussage auf fast alle Anstriche aufgetragen werden kann (sofern der bestehende Anstrich matt, sauber und trocken ist und nicht abblättert. Produkte, die Leinöl, Wachse oder Teer enthalten, sollten vor der Behandlung mit Tjæralin entfernt werden). Gegen meine Bedenken was sei, wenn der Voranstrich unter Tjæralin Risse bilden würde, sei zu sagen, dass Tjæralin sogar bei negativen Temperaturen elastisch bleibt und daher selbst nicht reißt und somit nie seinen Holzschutz vernachlässigt.
Unsere Wahl ist getroffen, wenn auch nicht in Stein gemeißelt 😉 Nun gibt es noch die Farbtöne zu bestimmen, wobei das Aussehen klar ist.
Der Preis spielte bei der Farbwahl überhaupt keine Rolle. Alle 8-15 Jahre Geld für Farbe auszugeben sollte dann einfach, egal wie, die richtige Wahl sein. Das regelmäßige Streichen ist sicherlich ein (kleiner) Nachteil einer Holzfassade, aber die derzeit gerne verbauten Kunststoffputzwände sehen auch binnen weniger Jahre grün-braun-grau aus… (Das Schwarz der Norwegerhäuser ist übrigens technisch gesehen die beste Farbe: Durch das Aufheizen in den Sommermonaten werden Algen, Flechten, Pilze und Co. erfolgreich abgehalten.)
Dieser Beitrag stellt keine Verkaufsempfehlung dar und kann nicht die gesamte Produktpalette oder Farbenvielfalt aufgreifen. Die getroffenen Aussagen stellen lediglich unsere Sicht der Recherche dar und laden zur eigenen Meinungsfindung ein.
Hallo Maraike,
das ist ja ein sehr interessanter Artikel; wenn ich ehrlich bin, habe ich mir noch gar keine Gedanken über die Inhaltsstoffe der Tjæralingemacht. Alle Bauherren der Akost-Baublogs waren so beigeistert davon und da habe ich es ausser Acht gelassen, das zu hinterfragen… Aber das habt ihr ja nun übernommen und das wirft ein ganz anderes Licht auf die Frage der Hausfarbe.
Wir sind uns bei der Farbwahl auch noch überhaupt nicht sicher. Eher ein hellerer Ton oder doch etwas Dunkles?
Auf jeden Fall sind wir gespannt, wofür ihr Euch entscheidet, denn ihr seit viel früher dran mit der Entscheidung als wir. 🙂
Liebe Grüße aus dem Süden,
Die Birds, Toni und Uwe
Hei Toni,
uns reichte es nicht, dass alle ohne Begründung Tjæralin gut finden 😉
Wir werden uns die Farben bei Gelegenheit bei Herrn Schöbel angucken (um die Ecke ist das von uns sowie von euch ja leider nicht gerade), aber es soll in Richtung Ocker/Orange und weiß abgesetzt gehen. Unsere Haustüren haben wir deshalb schon in dunkelgrün gewählt. Ganz hell würde vielleicht blenden und zu dunkel auf unserem nicht so großen Grundstück womöglich erdrücken; so unsere persönlichen Gedanken.
Wir haben dazu schon Ansichten gesehen und haben es für schön befunden; Geschmäcker bleiben aber natürlich verschieden…
Schönen Gruß
Maraike
Spannend lese ich die Beiträge von Anfang an, bis hier. Und danke für die neue Jahrskarte, es passt ja für chinesisches neue Jahr— Jahr des Hundes.
Ich hätte auch viel Mühe mit meiner Wohnung, aber sooooooo viel Formalitäten, Vorschriften, Firmen, werde ich bestimmt nicht damit fertig.
Ich sehne mich nach eure neu daheim zu sehen und viele Glück wünsche im neuen Jahr .
Schön von dir zu hören!
Obwohl wir ja gar keinen Hund haben 😄
Wir wollen Ende April/Anfang Mai umziehen, das sollte also passen die diesjährige Weihnachtsfeier bei uns abzuhalten 😉 Aber du bist selbstverständlich auch schon vorher immer herzlich willkommen!
Vielen Dank und lieben Gruß
Vielen Dank für die Zusammenfassung. Bei uns steht auch zwei Jahre nach Einzug der Anstrich noch aus. Der Voranstrich der Bretter hält ja auch erst einmal ne Weile. Es hat sich bis jetzt einfach noch nicht ergeben. Für das nächste Jahr ist es aber fest eingeplant. Die Farbwahl wird jetzt über Weihnachten entschieden. Habt ihr mittlerweile gestrichen und habt evtl. Bilder davon?
Viele Grüße
Micha
Das Streichen steht auf der Wunschliste für kommenden Sommer.
Leider war dieser Sommer für uns sehr kurz und hatte nur wenig Zeit fürs Haus. Das obere Bad ist mehr noch eine Baustelle und an der Küche fehlt noch der letzte Feinschliff (Fußleisten und so). Wenn dann innen alles steht, kommt der Außenanstrich. Die weiße Farbe hält ja doch recht lange insbesondere bei dem trockenen Wetter in diesem Jahr.
Viele Grüße
Hallo Thorsten,
vielen Dank für die Antwort.
Ich habe auch schon gelesen das Bauherren die Giebelseiten von einer Fachfirma haben streichen lassen und den Rest selbst gemacht haben. Wir wollen (noch, evtl. ändern wir den Plan noch) komplett selber streichen. Gerüst wird ja hoffentlich nicht die Welt kosten und dann los.
Viel Spaß euch weiterhin mit dem neuen Haus.
Viele Grüße
Micha